Offener Unterricht in der 2c
Überblick
Seit September 2021 belebt die 1c den Raum Top 16 in der OVS Zennerstraße. Die beiden Klassenlehrer sind Elias Kühn und Benedikt Hageneder. Ihr Unterrichtskonzept orientiert sich an Offenem Unterricht nach Falko Peschel und an den Ideen von Reformpädagogen wie Célestin Freinet. Was man in der 1c beobachten kann, wenn man spontan auf Besuch kommt:
- Gemeinsame Versammlungen, die von Kindern selbst moderiert werden. Hier werden Probleme diskutiert, Neuigkeiten und Erlebtes ausgetauscht, es wird gemeinsam gesungen, gelegentlich erklärt jemand etwas für die anderen usw.
- Kinder, die an unterschiedlichsten Dingen arbeiten und lernen, das kann so aussehen: Kinder sitzen um einen Tisch und schreiben an unterschiedlichen Tiergeschichten. Zwei Fensterbänke sind besetzt, dort werden Bücher aus der Klassenbibliothek gelesen. Ein paar Kinder arbeiten an den Klassenlaptops, schreiben Geschichten und lernen mit einer Lernsoftware. Die Lehrperson sitzt an einem Tisch und bespricht mit 2 Kindern ihre Texte, immer wieder kommen auch andere Kinder mit ihren Fragen. Währenddessen wird der Gang vor der Klasse vermessen und ein Kind macht eine Umfrage, wer wie viele Geschwister hat. In einem Eck der Klasse findet eine Redaktionssitzung der Klassenzeitung statt.
- Es ist Pause, der Klassenladen ist geöffnet, Kinder verkaufen Nüsse für Spielgeld, die Versammlungsecke ist plötzlich eine Spielecke mit Lego und Stofftieren, auf den Fensterbänken wird gejausnet und gequatscht und vor der Klasse wird Fußball gespielt.
- …
Die Lehrer
Wir, die beiden Lehrer der 1c, Benedikt Hageneder und Elias Kühn, teilen uns die Stunden der Klasse auf. An manchen Tagen sind wir auch beide in der Klasse. Besonders ist, dass wir schon lange ein eingespieltes Team sind und schon viel zusammen erlebt haben, wir haben zum Beispiel:
- … gemeinsam studiert.
- … gemeinsam “Spunktour-Reisen” organisiert um innovative & reformpädagogische Schulen kennenzulernen. Diese Reisen waren privat und basisdemokratisch organisiert. Dabei ist eine Gruppe Studierende drei Mal für je zwei Wochen durch Österreich, Deutschland und die Schweiz gereist, um inspirierende Ideen aus der Praxis mitzunehmen.
Link zu unserem Blog: https://spunktour.wordpress.com/ - … gemeinsam eine Bachelorarbeit geschrieben. Thema: Offener Unterricht nach Falko Peschel und die Umsetzung in einer öffentlichen Schule in Österreich.
- … gemeinsam ein viermonatiges Praktikum an der Bildungsschule Harzberg absolviert, um Offenen Unterricht zu erleben und mitzugestalten (www.schule-harzberg.de).
- … gemeinsam eine Schule gesucht, in der wir im Team eine Klasse starten können.
- …gemeinsam in der Freinet-Bewegung Österreich geschnuppert und erste inspirierende Ideen & Menschen hier kennengelernt.
Offener Unterricht
Offener Unterricht ermöglicht Kindern, unter anderem, gut begleitet, selbstbestimmt, in inspirierender Atmosphäre und in eigenem Tempo zu lernen. Wir sind davon überzeugt, dass dieses Konzept ein guter Weg ist, um Kinder auf unsere komplexe Welt vorzubereiten, da sie hier vom ersten Tag an ...
- Verantwortung übernehmen, Entscheidungen treffen, diskutieren und Lösungen finden,
- an eigenen und gemeinsamen Projekten arbeiten und lernen,
- gemeinsame Versammlungen leiten und Demokratie leben,
- persönlichen Interessen und Stärken folgen,
- gut begleitet werden, damit alle relevanten Inhalte bearbeitet werden.
- ...
In Schule kann „offen” sehr vieles bedeuten, daher erklären wir kurz die Grundsätze des Offenen Unterrichts in der 1c.
Grundsätze Offenen Unterrichts
Die folgend beschriebenen vier Grundsätze stellen eine Basis für Offenen Unterricht dar. Sie orientieren sich an Dr. Falko Peschels Büchern zu Offenem Unterricht 1 und werden jeweils mit einem kurzen Beispiel aus der Praxis verbildlicht. Obwohl als Grundsätze ausgewiesen, ist es uns wichtig hervorzuheben, dass diese nicht dogmatisch und unabänderlich sind, sondern an die situativen Bedingungen angepasst werden.
1 Peschel, Falko. (2002). Offener Unterricht Teil 1 & 2, Idee, Realität, Perspektive und ein praxiserprobtes Konzept zur Diskussion
Methodische Offenheit
Beispiel: Marco überlegt sich, was er für eine Geburtstagsfeier alles braucht und wie viel das kosten wird. Am Fensterbrett würfelt Maria mit 3 Würfeln und schreibt sich selbst damit Rechnungen auf. Jana schreibt mit der Hilfe ihres Lehrers Regenbogenkatze, Fee und Hexe auf ein Blatt. Martin schreibt eine Geschichte über 2 Tiere.
Das Lernen basiert primär auf Eigenproduktionen der Kinder. Es werden zum Beispiel Geschichten und Rechengeschichten geschrieben, es werden Aufgaben erfunden und gelöst, es werden Umfragen gestartet, es werden kleine Vorträge und Referate vorbereitet, die Schule wird vermessen etc. Die Arbeiten der Kinder sind in der Regel fächerübergreifend. Die Lehrperson gibt bei Bedarf Impulse. Als Hilfsmittel stehen vielfältig einsetzbare Werkzeuge wie Buchstabentabellen, Wörterbücher oder Rechenwerkzeuge zur Verfügung. Als Informationsquellen dienen zum Beispiel Sachbücher, Zeitschriften oder das Internet.
Organisatorische Offenheit
Beispiel: Morgens findet eine Versammlung statt. Hier werden Fragen und Probleme, als auch die Arbeitsvorhaben für die Lernzeit besprochen. Patricia arbeitet seit 3 Tagen an ihrer Geschichte über Schildkröten. Heute möchte sie die Geschichte mit einem Lehrer überarbeiten. Nikola übt das Schreiben mit der Buchstabentabelle, da sie noch viel Unterstützung dabei braucht, setzt sie sich in die Nähe ihres Lehrers. Juri fällt es noch schwer, sich zu entscheiden, er bekommt einen mathematischen Auftrag gestellt. Mervin arbeitet heute am großen Fensterbrett, Johanna setzt sich neben Tania, da sie gemeinsam an einer Geschichte schreiben.
Der Raum wird im Offenen Unterricht laufend den Bedürfnissen aller Beteiligten angepasst. Feste Sitzplätze haben nur die Kinder, die das brauchen, alle anderen suchen sich jeden Tag den passenden Ort zum Lernen. Im Stundenplan werden personen- oder raumgebundene Stunden ausgewiesen, also Werken, Religion und Bewegung und Sport. Alle weiteren Stunden finden fächerübergreifend als Gesamtunterricht statt. In diesen folgt die Klasse ihrem eigenen Rhythmus, der durch strukturierende Rituale, wie gemeinsamen Versammlungen und Lernzeiten geprägt ist. Innerhalb der Arbeitsphasen lernen die Schüler*innen individualisiert und in ihrem eigenen Tempo, alleine, in Gruppen oder mit der Lehrperson.
Inhaltliche Offenheit
Beispiel: Heute schreibt Greta an einer Gruselgeschichte, Sahin stellt in der Versammlung ein Buch über Vulkane vor und erzählt daraus. Die Lehrperson zeigt daraufhin ein Lehrvideo über Vulkane und spricht über Plattentektonik. Chris will auch am Computer arbeiten, woraufhin die anderen Kinder kritisch anmerken, dass seine Handschrift auch Übung braucht.
Die Eigenproduktionen der Kinder sind überfachlich und orientieren sich inhaltlich an den Interessen der Lernenden und am Lehrplan. Die Förderung des individuellen Lernfortschritts der Kinder steht im Mittelpunkt. Das Erlernen der im Lehrplan vorgegebenen Kompetenzen stellt die Grenze der inhaltlichen Öffnung dar.